Kampagne 1989/90
40 Jahre froh und heiter, und nur beim WCC gehts weiter
Die Wende. In einem Akt der politischen Selbstkontrolle wurde im Motto das nur gestrichen. Die allmächtige Partei wähnte selbst in diesem entschärften Motto bereits eine Provokation. Wie konnte es auch angehen, dass Karnevalisten falsche Prognosen stellen, wo die Partei doch der Garant für eine stetige Entwicklung in allen Bereichen der Gesellschaft war.
Nur war, wie wir heute alle wissen, die Richtung der Entwicklung nicht immer klar. An eine Entwicklung, wie sie in den Folgemonaten verlief, hatten wir im entferntesten nicht gedacht. Um so überraschter und erfreuter waren wir am 9. November, als, wahrscheinlich durch einen Versprecher von Herrn Schabowski, die Tore nach allen Seiten aufgingen.
Ohne vermessen sein zu wollen, kann man sagen, dass die Karnevalsklubs und -gesellschaften einen wesentlichen Beitrag zur Wende geleistet haben. Waren sie bei ihrer Gründung allenfalls als Ventile für die aufgestauten Emotionen im Volke gedacht, haben sie der Bevölkerung doch wesentlich mehr Mut zum Widerspruch gemacht, als es von verschiedenen Stellen im Nachhinein zugegeben wird.
Aber das Ereignis der Wende hatte für uns zwei Seiten. Eine Reihe von Kostümen und Requisiten waren nun leichter zu beschaffen, wenn über nötige Kleingeld verfügte. Allerdings wurde dafür der Eigenbau von Requisiten immer schwerer, weil die Betriebe nun andere Probleme hatten, als dem Karneval zu helfen.
Das leidige Thema Geld blieb uns erhalten. Es gewann sogar noch mehr an Bedeutung. Die erhoffte neue Spielstätte rückte wieder in weite Ferne und der LIW-Saal, sollte uns ebenfalls verloren gehen.
Aber noch konnten wir unseren Spaß auf der Bühne des LlW verbreiten. Irgendwie waren alle, Aktive wie Gäste, wegen der politischen Veränderungen erleichtert und so wurde unsere Wendenmodenschau zum absoluten Kracher, der mit sehr viel Beifall bedacht wurde.
Der Klub Gleichgesinnter musste, den neuen Rechtsnormen entsprechend, ein eingetragener Verein mit Satzung und rechtsfähigem Vorstand werden. Die Gemeinnützigkeit musste beantragt werden, Versicherungen mussten abgeschlossen werden, ein Vorstand gewählt und der Verein ins Vereinsregister eingetragen werden und und und... Von all diesen Dingen hatten wir als gelernte DDR-Bürger keine Ahnung. Das Internet gab es noch nicht, um schnell ein paar Informationen zusammenzusuchen. Man suchte erst einmal jemanden, der einen kennt, der jemanden Kennt, der vielleicht schon einmal darüber etwas gehört oder gelesen hat, was man da alles machen muss. Vieles, was angefasst wurde, war reiner Aktionismus, aber mit der Zeit machten wir uns mit den Dingen vertraut und stellten den Verein auch rechtlich im neuen Deutschland auf feste Füße.
All diese Dinge mussten trotz teilweisem wendebedingten Ausscheiden von aktiven Mitgliedern erledigt werden. Aber wir haben es geschafft.
Die Leitung des Klubs, die bisher in den Händen von Dr. Rolf Franke und seinen Stellvertretern Ingrid Schulz und Fritz Petersdorf lag, wurde durch ein Mitgliedervotum am 20.4.1990 einem Vorstand übertragen. Die ersten Vorstandsmitglieder waren (1990-1992):
- Dr. Rolf Franke - VOrstandsvorsitzender und Präsident,
- Andrea Kayser - Leiterin der Geswchäftsstelle,
- Ulrich Schulz - Finazvorstand,
- Bernd Saparautski - Technischer Leiter und
- Günter Kettner - Öffentlichkeitsarbeit.
Der Verein wurde am 28. Mai 1990 ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Bad Freienwalde mit der Nummer VR 7 eingetragen.
Dokument: Der WCC hat sich neu gegründet.
Link zu unserem ersten Vereins-Statut vom Februar/April 1990 (PDF) (Satzung). - Das ist nicht die aktuelle Satzung. Die hier gezeigte Satzung wurde im Mai 1990 nach einer Kopie des Originals vom April 1990 neu aufgesetzt. Die Ausfertigung aus dem April ging verloren.
Link zum Faksimile des Programms vom November 1989 (PDF)
Link zum Faksimile des Programms vom Februar 1990 (PDF)
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